„Ein erfolgreicher Schwimmer hat sein letztes Rennen beendet.“
So beginnt der von Peter Schmid verfasste Abschiedsgruß an seine Familie, Freunde und Bekannten.
Dieser Satz charakterisiert sein Leben geprägt durch Aktivität, Leistungswillen, Zielstrebigkeit und die daraus resultierenden Erfolge.
Peter Schmid war nicht nur 36-facher österreichischer Meister im Schwimmen zwischen 1965 und 1974, sondern auch Teilnehmer an der Schwimmeuropameisterschaft 1966 in Utrecht, an den Olympischen Spielen in Mexiko 1968 sowie an den Studentenweltmeisterschaften 1970 und 1973.
Die Zeit als Spitzensportler hat auch seinen beruflichen Lebensweg beeinflusst, nämlich durch jene Eigenschaften, welche Spitzensportler prägen: Ehrgeiz, Zielstrebigkeit, Leistungswille und Leistungsbereitschaft sowie die Kraft, mit Siegen und Niederlagen umgehen zu können.
Nach erfolgreicher Absolvierung der Reifeprüfung im Akademischen Gymnasium Graz, dem Abschluss des Medizinstudiums an der medizinischen Fakultät der Universität Graz mit der Promotion am 3.12.1974, war Peter Schmid ein Jahr Universitätsassistent am pathologischen Institut der Universität Graz, um dann 1976 mit seiner Ausbildung als Internist an der Medizinischen Universitätsklinik in Graz zu beginnen. 1982 wurde Peter Schmid zum Facharzt für Innere Medizin ernannt. Die nächsten zwei Jahre seiner beruflichen Laufbahn waren durch einen Studienaufenthalt am Zentrum für Innere Medizin der Universitätsklinik Freiburg/Breisgau, zugeteilt dem Ordinariat für Sportmedizin geprägt, zumal diese Abteilung wohl als eine der bedeutendsten wissenschaftlichen Zentren für Sportmedizin in Deutschland bzw. in Europa angesehen werden konnte. Als ehemaliger Spitzensportler war es für Peter Schmid in Graz so wie auch in Freiburg ein Selbstverständnis, neben seiner klinisch-medizinischen und wissenschaftlichen Karriere Athleten, Vereine und Verbände, wie zum Beispiel die deutsche Skilanglauf-Nationalmannschaft sportmedizinisch zu betreuen und somit den für den Leistungssport so wichtigen Theorie-Praxisbezug zu erfüllen.
Von 1984-1988 war Peter Schmid, nach Österreich zurückgekehrt, Primarius im Herzkreislauf-Rehabilitationszentrum in Groß Gerungs, Niederösterreich. In diesen Zeitraum fielen 1985 die Verleihung des Österreichischen Sportärztediploms, sowie 1986 die Verleihung der Venia Docendi für Innere Medizin. Involviert in der Planung des zu errichtenden Rehabilitationszentrums Austria der BVA in Bad Schallerbach, war Peter Schmid ab 1988 nach der Öffnung sein erster Primarius bis zu seiner Pensionierung im Dezember 2013. 1992 erfolgte die Ernennung zum Additiv-Facharzt für Kardiologie, 1994 die Ernennung zum Additiv-Facharzt für internistische Sportheilkunde. 1997 wurde ihm der Titel Außerordentlicher Universitätsprofessor verliehen, 2006 von der Oberösterreichischen Ärztekammer der Titel Medizinalrat.
Nach seiner Pensionierung hatte Peter Schmid noch zwei Jahre die Leitungsfunktion im Rehabilitationszentrum Wilhering innegehabt.
Neben seiner klinischen Tätigkeit im Bereich der Sportmedizin, Kardiologie und Herz-Kreislauf-Rehabilitation ist besonders seine wissenschaftliche Tätigkeit anhand einer Vielzahl an Publikationen in internationalen und nationalen Fachzeitschriften zu erwähnen, für welche Peter Schmid zahlreiche Auszeichnungen sowie auch einen Ruf auf eine C3-Professur an die Medizinische Universitätsklinik Ulm Deutschland erhalten hat.
Darüber hinaus hat Peter Schmid auch wesentlich die Entwicklung medizinischer Fachgesellschaften in Österreich und Europa, nämlich der Arbeitsgemeinschaft für theoretische und klinische Leistungsmedizin der Hochschullehrer Österreichs (ATKL), der Österreichischen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (ÖGSMP), der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft sowie der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft beeinflusst. Neben vielen verschiedenen Positionen in diesen Gesellschaften seien die Präsidentschaft von Peter Schmid in der ÖGSMP von 1999-2001, seine Tätigkeit als Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft für stationäre Herz-Kreislauf-Rehabilitation und sein Vorsitz in der Arbeitsgemeinschaft für Ergometrie der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft zu erwähnen.
Diese Aufzählung dokumentiert auch die einzigartige Position von Peter Schmid, nämlich als Sportmediziner die Herz-Kreislauf-Rehabilitation mit dem Gedankengut und den Erfahrungen der Sportmedizin und Leistungsphysiologie zu vereinen. Seine Karriere kann bildlich mit „einem Herzen“ verglichen werden, in dem eine Kammer für die Sportmedizin die andere für die kardiale Rehabilitation im gleichen Takt und lebenslang geschlagen hat. Denn auch nach seiner Pensionierung war Peter Schmid bis zuletzt in seinem Fachbereich gutachterlich tätig.
Neben seiner beruflichen Karriere hat Peter Schmid seine sportlichen Aktivitäten deutlich ausgeweitet. Mit seinen Söhnen waren Surf- bzw. Mountainbikewochen immer Fixtermine, seiner Tochter war er im Schwimmen ein Vorbild, hatte ihr aber auch die Möglichkeit zum Karatetraining eröffnet.
Im Familienkreis war das Segeln in seinem wunderschönen Refugium am Wörthersee ein regelmäßiger Höhepunkt im Sommer, der in seiner Präsidentschaft im dortigen Segelklub und in der Organisation einer Europameisterschaft gipfelte. Diese Aktivitäten wurden durch Krafttraining, Laufen und Rollerblading, oft auch mit seiner Frau Jolande ergänzt.
Zuletzt, wohl aber am wichtigsten, zum Menschen Peter Schmid: Beruflich ein hervorragender Arzt, beliebter und innovativer Chef mit exzellenter Managementqualität und Vorbild für seine Mitarbeiter, privat ein fürsorglicher Familienmensch und verlässlicher, liebenswerter Freund, mit dem mich persönlich viele unvergessliche gemeinsame Erlebnisse beruflich, im Sport - als Beispiel unsere Radtour auf der Grossglockner-Alpenstraße - und in der Freizeit verbinden.
Seine mitreißende Heiterkeit, sein Humor und Spontaneität, aber auch seine Gelassenheit haben sein Umfeld im besten Sinne des Wortes „belebt“!
Sein Optimismus hat ihn auch in schwierigen Zeiten, auch nach etlichen „Schrammen“ nicht verlassen.
Die letzten Monate allerdings waren für Peter Schmid aus gesundheitlicher Sicht sehr schwer. Als Arzt wusste er über seine Erkrankung Bescheid und hat sie schlussendlich angenommen:
„Ein erfolgreicher Schwimmer hat sein letztes Rennen beendet.“
„Oft denk ich an den Tod, den herben
und wie am End ich‘s ausmach,
ganz sanft im Schlafe möcht ich sterben
und tot sein, wenn ich aufwach.“
Ein Textzitat von Karl Spitzweg, das zu Herzen geht!
Dein Herz, lieber Peter hat aufgehört zu schlagen;
in unseren Herzen wirst Du unvergessen bleiben.
Lieber Peter, Du mögest ruhen in Frieden!
Norbert Bachl