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Kernkompetenzen der ÖGSMP

1. Sportmedizinische Expertise zu Spitzen-, Nachwuchsleistungs-,
    Breiten- und Gesundheitssport

Die Sportmedizinische Tauglichkeitsuntersuchung (geschrieben von Dr. Andrea Podolsky und Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer)

Eine sportmedizinische Tauglichkeitsuntersuchung dient dazu, das erhöhte gesundheitliche Risiko, das durch sehr intensive und umfangreiche körperliche Belastungen entsteht, zu minimieren. Studien haben gezeigt, dass das Risiko vor allem dann erhöht ist, wenn Vorerkrankungen - sowohl internistische als auch orthopädische - bestehen, die oft vorerst keine Beschwerden verursachen und daher unerkannt bleiben. Eine sportmedizinische Tauglichkeitsuntersuchung muss daher nach Europäischen Richtlinien eine ausführliche Anamnese mit gezielter Evaluierung belastungsassoziierter Beschwerden enthalten, ebenso wie eine klinisch-physikalische Untersuchung, zur Erkennung möglicher kardiovaskulärer oder anderer Funktionsstörungen. Ein 12-Ableitungs-EKG und eine systematische Begutachtung des Bewegungsapparates vervollständigen die Basisuntersuchung. Je nach Fragestellung und Untersuchungsergebnis werden weiterführende Untersuchungen wie Ergometrie, Spiroergometrie, Echocardiographie, bildgebende Verfahren und andere Spezialuntersuchungen empfohlen.

 

2. Aus- und Fortbildung in der Sportmedizin

Die entsprechende Ausbildung sollte den Sportarzt befähigen:

  • eine optimale diagnostische und therapeutische Betreuung sportlich Aktiver, unabhängig von ihrem Alter und Geschlecht im Freizeit-, Leistungs- und Hochleistungssport durchzuführen
  • den Sporttreibenden bezüglich Training, Trainingsdurchführung sowie Ernährung zu beraten
  • eine Überprüfung der Effizienz des Trainings mit Hilfe spezieller Testverfahren durchzuführen
  • mögliche Gefahren der einzelnen Sportarten bzw. deren Verhütung mit den Sporttreibenden zu besprechen

 

3. Medizinische Trainingstherapie (geschrieben von Univ.-Prof. Dr. P. H. Schober)

Für den Sportmediziner ist es einerseits wichtig, körperliche Aktivität entsprechend der individuellen Belastbarkeit zu fördern, andererseits aber auch Nachwuchs-, Breiten- und LeistungssportlerInnen und PatientenInnen vor Schaden durch übermäßige körperliche Belastung zu schützen. Dabei sind zwei Extreme - der Bewegungsmangel und der Leistungssport - zu berücksichtigen. Die medizinische Trainingstherapie ist geeignet beide Klientele zu beraten.

Die zunehmende Technisierung des letzten Jahrhunderts führte zu einem deutlichen Rückgang der täglichen körperlichen Aktivität, damit verbunden ist eine massive Zunahme an "Wohlstandskrankheiten" wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ II, Übergewicht, Herzkranzgefäßerkrankungen, Depression und Tumorerkrankungen. Angemessene körperliche Aktivität nach den Regeln der medizinischen Trainingstherapie mit einem gesteigerten Verbrauch von Kalorien ist das Hauptinstrument, um die Gesundheit zu fördern, zu erhalten und diesen Erkrankungen zu begegnen. Durch die exakte Dosierung des „Medikamentes Training“ werden Herz-Kreislauf relevante, muskuläre und Stoffwechsel bezogene Adaptationsprozesse im Organismus auslöst, welche die Leistungsfähigkeit erhöhen und Gesundheit und Lebensqualität verbessern. Das Risiko von gefährlichen Zwischenfällen bei körperlicher Aktivität und Überlastungsschäden wird durch individuelle Anpassung und Dosierung des Trainings minimiert.

Der Organismus besitzt die Voraussetzungen sich der durch Training ausgelösten Beanspruchung anzupassen. Dies setzt einen Trainingsplan nach den Richtlinien der wissenschaftlich fundierten Medizinischen Trainingslehre voraus. Dieser berücksichtigt die individuellen körperlichen Voraussetzungen und Zielsetzung und passt das Training in der richtigen „Dosierung“ an. Voraussetzung dafür ist eine „Istzustanderhebung“ (Fahrradergometrie), bei der Risikofaktoren und Kontraindikationen für diverse Belastungs- und Bewegungsformen diagnostiziert bzw. ausgeschlossen werden. Aufgrund der ermittelten individuellen Leistungsfähigkeit werden trainingsrelevante Inhalte wie der Trainingsumfang und die optimale Trainingsintensität ermittelt. Wer sich an diese Regeln hält, dem ist auch eine adäquate Leistungssteigerung garantiert. So können vor allem auch Überlastungsschäden, Verletzungen und Drop Out Situationen verhindert werden.

 

4. Epidemiologie und Prävention

Epidemiologie (geschrieben von Univ.-Prof. Dr. Dr.hc Norbert Bachl)

Als epidemiologische Forschungen werden jene Untersuchungen bezeichnet, die sich mit der Verbreitung sowie den Ursachen und Folgen von gesundheitsbezogenen Zuständen und Ereignissen, Bevölkerungen oder Populationen beschäftigen. Zwei ihrer wichtigsten Beobachtungsgrößen sind die Inzidenz und die Prävalenz, Maße für das Auftreten und die Verbreitung von Krankheiten in einer Population (Wikipedia).

Bezogen auf die zunehmende physische Inaktivität in fast allen Bevölkerungsgruppen seit mehreren Jahrzehnten und den damit verbundenen Anstiege von Zivilisationserkrankungen / chronischen Erkrankungen (insbesondere Herz-Kreislauferkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Diabetes mellitus II, Tumorerkrankungen, Depression und Demenz,  Muskelatrophie und Sarkopenie ) wurden aus Ergebnissen der besagten epidemiologischen Studien die Begriffe „Exercise Deficency Syndrom“ sowie „Sedentary Death Syndrome“ geprägt, was bedeutet, dass jahrzehntelange „bewegungslose Lebensweise“ nicht nur das Risiko für die aufgezählten chronischen Erkrankungen dramatisch erhöht, sondern auch zu frühzeitigem Tod (ca. 60 % aller Todesfälle unter 60 Jahren) führen kann.

Die weltweite epidemiologische Forschung der letzten  Jahrzehnte hat überdies gezeigt, das regelmäßige körperliche Aktivität als Teil des Alltags im Sinne einer Lebensstilmodifikation ganz wesentlich dazu beitragen kann, das Risiko zum Auftreten der erwähnten chronischen Erkrankungen zwischen 25 und 50 % zu reduzieren bzw. bei vorhandenen Erkrankungen, Rezidive und Sekundärkomplikationen hintanzuhalten, die Dosis von Medikamenten zu reduzieren (zB Hypertonie) und die Lebensqualität zu erhöhen.

Neben einer den Lebensbedingungen entsprechend ausgewogenen Ernährung und damit Vermeidung von Übergewicht sowie psychosozialen Maßnahmen zur Stressreduktion, stellen regelmäßige körperliche Aktivität und der Sport wohl eine der oder die wichtigste Säulen aller Maßnahmen dar, welche in der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention („The Magic Power of  Exercise“) eingesetzt werden können.

Prävention (geschrieben von Univ.-Prof. Dr. Dr.hc Norbert Bachl)

Darunter werden Maßnahmen bezeichnet, welche geeignet sind, den mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit bevorstehenden Eintritt von Ereignissen zu beeinflussen. Man unterscheidet zwischen Verhaltensprävention (das Handeln einzelner Personen) und Verhältnisprävention (Umfeld und Lebensumstände). Aus medizinischer Sicht bedeutet Prävention daher, „gesundheitliche Schädigung durch gezielte Aktivitäten zu verhindern, weniger wahrscheinlich zu machen oder zu verzögern. Das wichtigste bevölkerungsbezogene Ziel von Prävention ist die Inzidenzabsenkung von Krankheiten, Behinderungen oder vorzeitigem Tod“ (Präventionscharta Österreich, FW Schwarz et al., 2012).

Man unterscheidet eine Primärprävention noch vor Eintritt einer konkreten Gefährdung (wobei sich der Begriff  Primordialprävention besonders auf gesellschaftliche Risikofaktoren bezieht), eine Sekundärprävention, bezogen auf bereits als gefährdet angesehene Personengruppen und Tertiärprävention als Intervention nach Eintritt eines Ereignisses (Rehabilitation), um einer weiteren Verschlechterung entgegenzuwirken.

Prävention aus internistischer Sicht (geschrieben von Univ.-Doz. Dr. Günther Neumayr)

Als effektivste Präventionsmaßnahme gilt regelmäßige Bewegung und Fitnesserhalt. Ein Mangel an Bewegung stellt hingegen den Risikofaktor für vorzeitige Morbidität und Mortalität durch Herz/Kreislauf- und Malignom-Erkrankung dar. Chronische Inaktivität begünstigt Adipositas und Sarkopenie, reduziert Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. Über die Jahre gesellen sich dann weitere Risikofaktoren des Metabolischen Syndroms hinzu, wie arterielle Hypertonie, Hyperlipidämie, verminderte Insulinsensitivität, Hyperinsulinismus und Diabetes mellitus II. Diese fungieren als gefährliche Katalysatoren für die prämature Arteriosklerose mit Myokardinfarkt, Schlaganfall und peripher arterieller Verschlusskrankheit. Inaktivität begünstigt aber auch das Auftreten von diversen Malignomen, degenerativen Gelenkserkrankungen und psychischen Leiden wie z.B. Depression und Demenz.

Als effektivste primärpräventive Maßnahme zur Vermeidung der häufigsten internistischen Erkrankungen gilt lebenslange, regelmäßige körperliche Ertüchtigung (Alltagsbewegung, aber auch systematisches körperliches Training). Regelmäßige Bewegung als Lebensstilmaßnahme ist hoch effektiv, zwei- bis dreimal so wirksam wie jegliche medikamentöse Prophylaxe.

Prävention aus pädiatrischer Sicht (geschrieben von Dr. Holger Förster)

Ebenso wie bei Erwachsenen, wahrscheinlich aber effektiver kann durch körperliche Bewegung einer Reihe von Krankheiten im Sinne einer Primärprävention vorgebeugt werden.

Dazu zählen die sogenannten Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes Mellitus Typ 2, Hypertonie und ganz besonders wichtig, da nur im Kindes-und Jugendalter primär vermeidbar Osteoporose.

Bei schon bestehenden chronischen Erkrankungen wie Asthma, DM I, bis hin zu schweren Erkrankungen wie Herzfehlern oder Zystischer Fibrose kann durch medizinisch begleiteten Sport eine teilweise deutliche Verbesserung der Gesamtsituation sowie Reduktion von Medikamenten erreicht werden. Diese Effekte werden in erster Linie der Verbesserung des Ausdauertrainingszustandes also dem Training des kardiopulmonalen Organsystems zugeschrieben. Daneben spielt Sport im Sinne von Krafttraining bzw. Koordinations-Geschicklichkeitstraining eine enorme Rolle in der Prävention von Verletzungen und Überlastungsschäden und natürlich Haltungsschäden, wie sie heute leider bei Jugendlichen immer häufiger anzutreffen sind. Neu, aber in vielen Ländern schon gut etabliert und untersucht ist der Effekt von Sport im Sinne einer Primär-aber auch Tertiärprävention auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen. So werden Sportprogramme erfolgreich eingesetzt bei ADHS Patienten oder in der Vermeidung und Reduktion von Kriminalität und Drogenmissbrauch.

 

5. Rehabilitation (geschrieben von Prim. Dr. Angelika Karner-Nechvile, MSc, MBA)

Laut WHO-Definition umfasst die Rehabilitation den koordinierten Einsatz medizinischer, sozialer, beruflicher, pädagogischer und technischer Maßnahmen zum Erreichen einer größtmöglichen Eigenaktivität in allen Lebensbereichen. Die Rehabilitation des Sportlers muss darüber hinaus die körperliche und psychische Leistungsfähigkeit hinsichtlich der zuvor ausgeübten Sportart wiederherstellen um einen möglichst raschen Wiedereinstieg in den Wettkampf-/Hobbysport zu ermöglichen. Das Ziel, das vorbestehende Leistungsniveau auf schnellstem Wege wieder zu erreichen, hat nur im Hochleistungssport oberste Priorität.

Rehabilitation ist ein an sich streng strukturierter phasenhafter Prozess der sich an der Physiologie der Gewebereparation orientieren muss. Durch die sportartspezifische Rehabilitation = „das Einbringen von sportartassoziierten Bewegungsmustern und Belastungen in den  Rehabilitationsprozess zum frühestmöglichen Zeitpunkt“ - können, unter Berücksichtigung der Reparationsmechanismen, die Ziele umgesetzt werden.

Die herausragende körperliche Fitness, die extreme Leistungsbereitschaft und Zielorientiertheit der Leistungssportler aber auch engagierter Freizeitsportler bilden, in Kombination mit einer zeitgemäßen sportartspezifischen Rehabilitation die Basis für eine erfolgreiche Wiederherstellung und ermöglichen in der Regel eine rasche Rückkehr in den Sport.

 

6. Anti-Doping (geschrieben von Dr. Gerhard Postl)

Die Doping Definition des österreichischen Anti Doping Bundesgesetzes lautet: Doping kann die sportliche Leistungsfähigkeit beeinflussen, der Gesundheit der Sporttreibenden schaden und widerspricht dem Grundsatz der Fairness im sportlichen Wettbewerb.

Vereinfacht versteht man darunter die Einnahme von unerlaubten Substanzen oder die Nutzung von unerlaubten Methoden zur Steigerung bzw. zum Erhalt von sportlichen Leistungen.

Zum Zwecke des Dopings werden sowohl verschiedenste Substanzen als auch verschiedene nicht erlaubte Methoden verwendet, welche in der Prohibited List der WADA die jährlich aktualisiert wird zusammengefasst werden.

Diese Liste und ebenso der sogenannte WADA Code müssen von allen Kaderathleten und Spitzensportlern dieser Welt eingehalten werden um eine Chancengleichheit bei sportlichen Wettkämpfen zu erreichen.

Die vornehmlich Aufgabe der ÖGSMP liegt in der Prävention, Information und Aufklärung des  Anti - Doping sowohl im Spitzen als auch im Breitensport.

Dies beinhaltet einen Wissenstransfer im Sinne einer Ausbildung von Sportärzten, Ärzten, Verbänden und Trainern über dopingrelevante Substanzen und Methoden sowie deren Nebenwirkung und damit auch der Einhaltung der nationalen als auch der Internationalen Anti – Doping Richtlinien.  

Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der NADA – Austria (Nationale Anti Doping Agentur Austria).

Die ÖGSMP sieht es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben an eine klare Stellungname gegen jegliche Art von Doping im Spitzen- als auch im Breitensport zu vertreten und öffentlich zu machen.

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